Klinische Neuropsychologie in der Rehabilitation

Klinische Neuropsychologie

Definition

Die Neuropsychologie ist ein interdisziplinäres Teilgebiet der Psychologie und der Neurowissenschaften. Die Klinische Neuropsychologie wendet Wissen und Methoden der Neuropsychologie und Psychotherapie an, um die Auswirkungen primärer und sekundärer Hirnschädigungen auf kognitive und visuelle Leistungsfähigkeit (z.B. Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Handlungsplanung und -organisation), Emotionen und Verhalten zu erfassen und zu behandeln, Fehlanpassungen entgegenzuwirken und bessere Voraussetzungen sowohl für die Rehabilitation als auch die nachstationäre Versorgung zu schaffen. Vorbestehende psychische und/oder somatische Erkrankungen beeinflussen zusätzlich den Rehabilitationsprozess.

Die klinische Neuropsychologie in der Rehabilitation
Neuropsychologie

Begleitung über alle Rehaphasen hinweg

Diagnostik und Therapie erfolgen individuell, alltagsorientiert und sind darauf ausgerichtet, ein möglichst hohes Maß an Selbstständigkeit und Teilhabe zu ermöglichen. Hierzu wird für einzelne Patienten in ihren individuellen Situationen, mit ihren differenzierten Störungsbildern ein jeweils passender Behandlungsplan entworfen.

Der Rehabilitationsprozess wird in unserem Haus über alle Phasen hinweg von Klinischen Neuropsychologen begleitet.

Individuell und alltagsorientiert
Neuropsychologie

Klinische Neuropsychologin Karin Meier
DP Karin Meier, Leitende klinische Neuropsychologin

Unser Arbeitsansatz ist holistisch-integrativ und beinhaltet sowohl die Wiederherstellung von Funktionen und Kompensation von Einschränkungen als auch die Verarbeitung der emotionalen Belastung durch das aktuelle Krankheitsgeschehen, den Umgang mit Beeinträchtigungen und die Entwicklung neuer Lebensperspektiven für Patienten und Angehörige.


Diagnostik

Grundlage für individuelle Behandlungspläne
Neuropsychologie
Neuropsychologie
Neuropsychologie

Die Durchführung einer standardisierten neuropsychologischen Diagnostik bildet neben den klinischen Verhaltensbeobachtungen die Grundlage um Art und Ausmaß bestehender Leistungsdefizite aber auch vorhandene Ressourcen adäquat zu ermitteln und passende therapeutische Methoden und Strategien im Sinne eines individuellen Behandlungsplans abzuleiten.

In Abhängigkeit der vorliegenden Erkrankung und des Läsionsortes werden u.a. folgende Funktionsbereiche untersucht:

  • Visuelle Wahrnehmung (u.a. Gesichtsfeldausfälle, Agnosien)
  • Neglect
  • Räumliche Wahrnehmung
  • Gedächtnis- und Orientierungsleistungen
  • Aufmerksamkeitsleistungen
  • Exekutivfunktionen
  • Kulturleistungen wie Rechnen, Lesen
  • Apraxien
  • Emotional-affektive Funktionen und Verhalten
  • Krankheitseinsicht und Krankheitsverarbeitung

Insbesondere in den frühen Rehaphasen ist die Durchführung einer umfassenden testpsychologischen Untersuchung aufgrund der noch reduzierten Belastbarkeit und Mitarbeitsfähigkeit der Patienten noch eingeschränkt. Über den angemessenen Zeitpunkt zur Durchführung einer entsprechenden Diagnostik muss daher im Einzelfall entschieden werden.

Therapie in der frühen Rehaphase

Therapie entsprechend der Möglichkeiten des Patienten
Neuropsychologie
Neuropsychologie
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Der Einsatz therapeutischer Mittel richtet sich nach den festgestellten Funktionseinschränkungen, den individuellen Fähigkeiten und der Belastbarkeit der Patienten. In frühen Rehaphasen stehen häufig zunächst folgende therapeutischen Ziele im Vordergrund

  • Verbesserung der Bewusstseinslage, z.B. durch sensorische Stimulation
  • Aufbau einer basalen Kommunikationsebene, z.B. Etablierung eines Ja/Nein-Codes
  • Verbesserung der Handlungsfähigkeit/Mitarbeitsfähigkeit über kognitiv aktivierendes Training
  • Realitäts- und Orientierungstraining, z.B. über externe Gedächtnis und Orientierungshilfen
  • Emotionale Stabilisierung

Therapie in einer späteren Rehaphase

Funktionsspezifische Therapie
Neuropsychologie
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Klinische Neuropsychologie


Bei ausreichender Mitarbeitsfähigkeit und erfolgter Diagnostik kommt eine funktionsspezifische Therapie zum Einsatz. Zu den eingesetzten Verfahren zählen

  • funktionell-übende (restitutive) Verfahren (u.a computer- / tabletgestützt, Papier-Bleistift-Verfahren)
  • die Entwicklung von Kompensationsstrategien (z.B. bei Gesichtsfeldausfällen, Gedächtnisstörungen)
  • die Psychoedukation von Patient*innen und Angehörigen (Förderung von Krankheitseinsicht und Krankheitsverständnis)
  • psychotherapeutische Ansätze (u.a. Unterstützung bei der Krankheitsverarbeitung, Förderung von Therapiemotivation, Einstellungs- und Verhaltensänderung, Unterstützung bei emotionalen Krisen)

Bei der Auswahl therapeutischer Verfahren orientieren wir uns an den aktuellen Leitlinien der Fachgesellschaften sowie klinikeigenen Standards. Es kommen vorrangig evidenzbasierte Verfahren zum Einsatz, deren Wirksamkeit empirisch belegt ist.

Therapieabschluss

Alltagsrelevanz

Am Ende der stationären Rehabilitation wird die Alltagsrelevanz der zum Zeitpunkt noch vorliegenden Störungen mit dem Patienten und bei Bedarf auch mit den Angehörigen besprochen, eine sozialmedizinische Stellungnahme und ein Nachsorgekonzept erstellt. 

Angehörigenarbeit

Das Gesamtsystem im Blick
Neuropsychologie
Angehörigenarbeit Neuropsychologie
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Die Folgen schwerer Erkrankung bringen sowohl für Patienten als auch für deren Angehörige, das Familiensystem und das gesamte soziale Netzwerk eine massive und unfreiwillige Veränderung des alltäglichen Lebens sowie der Zukunftsperspektiven mit sich. Neben der Vermittlung des neuropsychologischen Störungsbildes finden beratende und entlastende Gespräche, Ressourcenerarbeitung, Beratung zum Umgang mit Überforderung und Stress statt.

Bei Bedarf führen wir fremdanamnestische Gespräche mit Angehörigen. Die so erhaltenen Informationen können zu einer noch spezifischeren diagnostischen Einschätzung und Behandlung beitragen.
 

Ansprechpartner Klinische Neuropsychologie

Sprechen Sie uns gerne bei allen Fragen an
Elke Meier

Elke Meier

Leitende Klinische Neuropsychologin
 

Annika Hofmann

Annika Hofmann

Neuropsychologin
 
 

Johanna Solbach

Johanna Solbach

Neuropsychologin
 
 


Häufig gestellte Fragen

FAQ

Nicht nur in Folge primärer Hirnschädigungen, sondern auch nach langwieriger oder komplexer intensivmedizinischer Behandlung, z.B. nach Operationskomplikationen oder schweren internistischen Erkrankungen, können neue oder verstärkte Beeinträchtigungen von kognitiven (Delir, Aufmerksamkeits- Gedächtnis- und Exekutivfunktionen, visuo-räumliche Wahrnehmungsleistungen) oder psychischen Funktionen (Depression, Angststörung, Posttraumatische Belastungsstörung) auftreten. Man spricht dann auch von einem Post-Intensive Care Syndrome (PICS). 

Vermeiden Sie Überforderung z.B. durch

  • Pausen oder kürzere Besuche
  • Begrenzung der gleichzeitigen Besucheranzahl
  • Minimierung der Geräuschkulisse (z.B. Fernseher)
  • Gesprächsthemen auch abseits der Erkrankung
     

Weiterführende Informationen erhalten Sie auf der Internetseite der Fachgesellschaft „Gesellschaft für Neuropsychologie“ (GNP).
Außerdem können Sie uns bei Fragen jederzeit ansprechen.